Der Kommandeur des Seedorfer Fallschirmjägerregiments 31 wird nicht müde zu betonen, dass sich an der Auftragslage des Verbandes nichts geändert hat seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Und doch verkündet er einen „Meilenstein“ für das Regiment.
„Wie notwendig die nationale Risikovorsorge ist, haben wir alle am 24. Februar 2022 erfahren, als Streitkräfte der Russischen Föderation die Ukraine angegriffen haben“, sagt Oberst Eiko Zuckschwerdt beim Neujahrsempfang in der Kaserne Seedorf.
Der Kommandeur des Fallschirmjägerregiments 31 erwähnt dabei ausdrücklich vor Gästen aus Militär und Zivilleben: „Ich bin oftmals gefragt worden, ob sich durch den russischen Angriff irgendetwas für das Regiment geändert habe. Nein, hat es nicht.“
Denn die nationale Risikovorsorge sei mehr als militärische Evakuierungsoperationen, die ja der Kernauftrag der Seedorfer Truppe ist. Sie soll jederzeit weltweit einsatzbereit sein. Oder wie es Oberst Zuckschwerdt formuliert: „Das Fallschirmjägerregiment 31 hat sich als Kampftruppenverband von jeher in all seinen Ausbildungen im Schwerpunkt auf den Kampf vorbereitet - mit dem Ziel, die Kriegstauglichkeit meines Regimentes stetig zu erhöhen, um das Gefechtsfeld als Sieger zu verlassen.“
Warum das Beherrschen des Kriegshandwerks wichtig ist
Das gelte auch für die Luftlandepioniere und -Aufklärer. Oberst Zuckschwerdt erinnert: „Wie wichtig das Beherrschen des Kriegshandwerks selbst in militärischen Evakuierungsoperationen sein kann, hat 2021 Kabul gezeigt, als Fallschirmjäger dieses Regimentes von jetzt auf gleich in einen Schusswechsel verwickelt worden sind und diesen, zusammen mit unseren multinationalen Partnern, für sich entscheiden konnten.“
Mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine habe sich insofern für die Seedorfer „im Grunde nichts geändert“. Das zeige sich an den vielen Übungen des vergangenen Jahres, darunter klassische Gefechts- und Luftlandeübungen. Doch der Oberst betont: „Neben Übungen waren Kräfte aus dem Standort Seedorf 2022 in unterschiedlicher Stärke in den Einsätzen im Irak, in Mali und in Niger sowie auch im Baltikum präsent und sind es immer noch.“
Derzeit befinde sich der Großteil der Luftlandeaufklärungskompanie 310 im Einsatz in Mali. „Sie sehen also, alles in allem wird es uns an diesem Standort nicht langweilig.“ Dennoch sei es der Truppe gelungen, die Zusammenarbeit mit den Partnergemeinden zu intensivieren und „15 Jahre Fallschirmjäger am Standort Seedorf“ mit Gelöbnis und „Tag der offenen Tür“ in Zeven zu veranstalten.
Der Bundeswehrbeauftragte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Rainer Grygiel (links), dankte dem Seedorfer Stabsfeldwebel Sven Konen für die Organisation der erfolgreichen Spendensammlung, die nach jetzigem Stand bundesweit das zweitbeste Ergebnis brachte.
Foto: Hilken
Besonders erwähnt der Kommandeur die Spendensammlung für die Kriegsgräberfürsorge, bei der mit 28.250 Euro das landesweit höchste und bundesweit wohl zweithöchste Ergebnis zustande kam. Dafür spricht er den Sammlern und der spendenfreudigen Bevölkerung seinen Dank aus.
2023 wird das Regiment zusammen mit Luftlandeaufklärern und Luftlandepionieren weiterhin Soldaten im Zuge der nationalen Risikovorsorge bereithalten: „Für jedwede Aufträge, auch im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung.“ Außerdem stellt das Regiment mit Luftlandepionieren Kräfte, um auf Befehl innerhalb kürzester Zeit deutsche Soldaten im Einsatz kurzfristig zu unterstützen. Teile der Seedorfer Truppe werden unverändert in den genannten Einsatzländern vertreten sein.
Seedorfer Soldaten bei multinationaler Großübung
„Damit hat sich eigentlich für uns am Standort Seedorf, was die Auftragslage- und dichte betrifft, nichts geändert. Aber dies erfordert eine intensive Ausbildungs- und Übungstätigkeit, die mit dem Aufenthalt auf dem Truppenübungsplatz Lehnin Anfang Februar für das Regiment beginnen wird.“
Sodann verkündet der Kommandeur beim Neujahrsempfang Außergewöhnliches: „Ein Meilenstein für das Regiment wird in diesem Jahr die Teilnahme der verstärkten 4. Kompanie an der multinationalen Übung Talisman Sabre in Australien sein. Bei dieser Großübung werden wir ,das Gesicht‘ des Heeresanteils an der Indo-Pazifik-Strategie unserer militärpolitischen Führung in 2023 sein.“
Als Ausbildungshöhepunkt nennt der Oberst für 2023 die Teilnahme an einer Luftlandeübung im Gefechtsübungszentrum Letzlinger Heide. „Der diesjährige Ausbildungsschwerpunkt liegt unverändert darin, die Kriegstauglichkeit des Regimentes - unter Sicherstellung der jederzeitigen und weltweiten Bereitstellung von schnell verfügbaren, einsatzbereiten Kräften für alle taktischen Aktivitäten - schnellstmöglich zu erreichen und nach Erreichen der Kriegstauglichkeit dauerhaft aufrecht zu erhalten. Im Grunde genommen also nichts Großes“, wie er unter dem Raunen des Publikums feststellt.
Was die Infrastruktur in der Kaserne betrifft, erwähnt Oberst Zuckschwerdt unter anderem den „erfreulichen Baufortschritt unserer Hallenschießanlage“. Für 2023 erhoffe er die Inbetriebnahme des neuen Waffenkammergebäudes sowie der Truppenküche, die bereits seit 2008 geplant wird.
Der katholische Militärseelsorger Thomas Nuxoll forderte die Gäste abschließend auf, ihre Mitmenschen bewusst in den Blick zu nehmen, auch jene am Rande der Gesellschaft - ihrer Würde willen.
Artikel der Zevener Zeitung vom 18. Januar 2023 (von Lutz Hilken)